Wie der Vater, so die Töchter

Auf dem Gelände der Firma Stahlbau Regenhütte (SBR) in Fürhaupten wird wieder gebaut. Zwei junge Frauen führen das Lebenswerk ihres Vaters fort und behaupten sich in einer Männerdomäne. Nach dem plötzlichen Tod von Firmenchef Jörg Pohl vor ziemlich genau einem Jahr haben die Töchter Isabell (31) und Alena (28) das Ruder des Familienunternehmens übernommen – und halten es auf Erfolgskurs.

Wenn die Baubranche boomt, sind auch bei SBR die Auftragsbücher prall gefüllt. Die Zwieseler Firma beliefert den weltweit tätigen Baumaschinen- Konzern Liebherr mit Baggerschaufeln, Hydraulikteilen und anderem Zubehör. „Wir fertigen alles, was vorne am Bagger dran hängt. Das sind für einen Bagger acht und oft noch mehr verschiedene Anbauteile“, erklärt Alena Pohl.  Dafür werden jährlich rund 8500 Tonnen Stahl verarbeitet. „Die größte von uns gefertigte Baggerschaufel ist ist 3,20 Meter hoch und 2,40 Meter breit. Da passt eine halbe Schulklasse rein“, lacht Isabell Pohl. Der Tod des Vaters im vergangenen Jahr war für die beiden Schwestern ein harter Schlag. „Gott sei Dank sind wir zu zweit. Wir können uns absprechen und keine muss allein eine Entscheidung treffen“, sagt die 28-jährige Alena. Die jungen Frauen führen nicht nur das Lebenswerk ihres Vaters . fort, auch seine Entschlossenheit und sein unternehmerischer Mut ist auf die Töchter übergegangen.

Ist es für so junge Frauen nicht schwer, sich in einer von Männern dominierten Branche zu behaupten? „Da fehlt nix, wir setzen uns schon durch“, meint Alena Pohl, der Papa habe sie in den vergangenen Jahren gut in die Firma eingearbeitet. „Unser Leute stehen voll hinter uns, jeder macht seine Arbeit gut, wir sind ein eingespieltes Team“, versichert Isabell Pohl. Die ältere Schwester arbeitet mittlerweile seit zwölf Jahren im Betrieb, sie hat BWL studiert. Alena studierte Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Maschinenbau und betriebliches Management und ist 2013 in den väterlichen Betrieb eingestiegen. Die beiden haben keine getrennten Arbeitsbereiche. „Jede macht alles, so können wir uns gegenseitig vertreten“, erklärt Isabell Pohl. Die Firmenleitung ist für die jungen Frauen aber kein Zuckerschlecken. „Momentan brummt das Geschäft, da kommen wir schon auf eine 70- Stunden-Woche“, sagt Isabell. Für die engagierten Schwestern ist das aber kein Problem. „Wir kennen das nicht anders, der Papa hat uns das so vorgelebt“, meint Alena. „Wir sind zwischen Baggerschaufeln aufgewachsen und hatten nie einen anderenBerufswunsch. Wir haben schon als Kinder mit Bagger gespielt und hatten nie eine Puppe“, fügt sie hinzu. „Das stimmt nicht“, weiß Isabell. „Alena hatte mal eine Barbiepuppe, aber der hat sie gleich den Kopf abgerissen.“ Daran kann sich die jüngere Schwester nicht erinnern. Aber beide betonen, es sei ihre freie Entscheidung gewesen, in die väterliche Firma einzusteigen. „Der Papa hat uns das immer freigestellt“, dafür sind sie dankbar.

Vor 20 Jahren hat sich die FirmaStahlbau Regenhütte in Fürhaupten angesiedelt. 15 000 Quadratmeter Grund hat das Unternehmen damals gekauft, inzwischen gehören SBR 60 000 Quadratmeter. Mit 220 Beschäftigten ist SBR einer der größten Arbeitgeber in der Stadt und auch einer der wichtigsten Steuerzahler. 2018 wurden 2,3 Millionen Euro in neue Maschinen investiert. Eine Brennschneideanlage, ein Schweißroboter, ein Bohrwerk und zwei Bearbeitungszentren wurden angeschafft. Und sobald es die Witterung zulässt wollen die Unternehmerinnen eine neue Halle bauen, 60 mal 20 Meter groß. „Wir haben dann elf Produktionshallen und zwei Lagerhallen mit einer Fertigungsfläche von insgesamt 18 000 Quadratmeter“, informieren die Geschwister Pohl. Zudem wollen sie ein weiteres Bohrwerk und eventuell auch noch einen Schweißroboter anschaffen. Ein großes Lob sprechen Isabell und Alena Pohl der Stadt Zwiesel aus: „Innerhalb weniger Tage wurde unser Bauplan wohlwollend zur Entscheidung an das Landratsamt weitergeleitet“. Bei so viel Arbeit bleibt den Schwestern kaum noch Zeit für Hobbys. Alena ist trotzdem beim Dilettantenverein engagiert und eine Herzensangelegenheit ist für beide die Freiwillige Feuerwehr im Heimatdorf Regenhütte. Isabell ist zweiter Vorstand und Alena Kassier – und wenn’s brennt, dann rücken die beiden auch aus.

Die Schwestern Alena (r.) und Isabell Pohl sind die Chefinnen der SBRGmbH. Auch nachdem Tod ihres Vaters halten sie das 220 Mitarbeiter starke Unternehmen auf Erfolgskurs.

Die Schwestern Alena (r.) und Isabell Pohl sind die Chefinnen der SBR GmbH. Auch nachdemTod ihres Vaters halten sie das 220 Mitarbeiter starke Unternehmen auf Erfolgskurs.

Die Lagerhalle rechts im Bild soll abgerissen und durch eine große Produktionshalle ersetzt werden. Die Fertigungsfläche beträgt dann insgesamt 18 000 Quadratmeter.

Die Lagerhalle rechts im Bild soll abgerissen und durch eine große Produktionshalle ersetzt werden. Die Fertigungsfläche beträgt dann insgesamt 18 000 Quadratmeter.